Egal, ob du deinem Hund neues Verhalten aus der Trickkiste beibringen möchtest oder an schwierigem, problematischem Hundeverhalten arbeiten solltest... eines darfst du nie vergessen:
Vor dem Training kommt das Verstehen. Das Verstehen von Hunden. Das Einschätzen können ihrer Emotionen.
Nur ein gesunder, gut genährter, satter, nicht durstiger Hund ist ein Hund, der auch aufnahmebereit ist.
Nur ein Hund, der erfahren durfte, dass er und seine Emotionen erkannt und ernst genommen werden, wird dich im und mit bedingungslosem Vertrauen gerne folgen.
Er hat grundsätzlich ein gutes, stabiles Lebensgefühl.
Ihr habt seine Lieblingsroute ausgewählt auf Spaziergang? Du hast mit ihm sein Lieblingsspiel gespielt? Das Glück strahlt aus seinen Augen! Du ermöglichst deinem Hund, sein Glücksbudget reich aufzuladen.
Beide zusammen, ein gutes Lebensgefühl und reich gefülltes Glücksbudget, machen stark für die (unvermeidbar) schwierigeren Situationen, die dein Hund und du gemeinsam erleben könnt.
Was bedeutet das, wenn wir nun weiter denken?
Menschen sollten Grundsätzliches überdenken, pseudodiagnostische Begrifflichkeiten wie "Dominanzaggression", "Statusaggression", "Trennungsangst" weit, weit, sehr weit über Bord werfen und völlig wertfrei an den Hund herantreten.
Diese altmodischen Begriffe fügen der Mensch-Hund-Beziehung mehr Schaden als Nutzen zu. Denn sie stülpen Hunden Interpretationen über den Kopf, die sie mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht verdient haben und so auch nicht darstellen, was man ihnen unterstellt. Ja, wir Menschen unterstellen Hunden sehr viel. Manches mag vielleicht richtig sein, vieles aber eben nicht.
Mit dem "Verhalten" ist das so eine Sache: Um dieses richtig zu erfassen, müssen wir den Hund bewusst und achtsam begegnen. Es lohnt sich, über das grundsätzliche Lebensgefühl seines Hundes Gedanken zu machen und zu versuchen, dieses einzuschätzen. Es lohnt sich auch sich ganz ehrlich selbst die kritische Frage zu stellen: "Wie viele Glücksmomente hat mein Hund heute erlebt? Wie viele in Summe während einer Woche?"
Ich schätze, du verstehst bereits, wohin die Reise gehen kann, wenn du dich deinem Hund öffnest, ihn gut beobachtest - aber dabei auch dich selbst nicht aus dem Blick verlierst. Deine Emotionen, dein Lebensgefühl spielt eine nicht zu vernachlässigende Rolle in eurem System!
Literaturempfehlung
Du bist neugierig und möchtest mehr wissen? Dann habe ich dir hier eine gute Empfehlung:
- Robert Falconer-Taylor, Peter Neville, Val Strong
Emotionen einschätzen, Hunde verstehen
Das EMRA™-System als individuelle Herangehensweise an Verhaltensprobleme und deren Therapie
Erschienen im Cadmos Verlag, ISBN 978-384042507-3